Noll: Gleichbehandlung von Frauen früh in die Köpfe der Kinder pflanzen
Arnold: Diskussion über Chancengleichheit müssen beide Geschlechter führen – „Die Basis für die Gleichbehandlung von Frauen in Gesellschaft und Beruf liegt in einem partnerschaftlichen Miteinander – und der Keim dazu muss durch eine entsprechende Erziehung im Elternhaus und den Kindergärten früh in die Köpfe der Jungen und Mädchen gepflanzt werden.“ Dies sagte der Vorsitzende der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dr. Ulrich Noll, auf dem Liberalen Jugendtag, der anlässlich des Internationalen Frauentags im Landtag unter dem Thema „Chancengleichheit für eine zukunftsfähige Gesellschaft“ stand. Nach den Worten von Noll sind Frauen in politischen Gremien, in Führungsetagen der Wirtschaft, in Aufsichtsräten, in Wissenschaft und Forschung nach wie vor unterrepräsentiert – dies, obwohl Frauen immer besser qualifiziert seien und 50 Prozent der Studierenden weiblich sind. „Deshalb müssen die Frauen ermutigt werden, sich nach vorn zu drängen, sich Wahlen zu stellen – trauen Sie sich, Gipfel zu stürmen und sich aktiv vorne einzumischen“, sagte Noll vor Mitgliedern der Jungen Liberalen und Vertretern von Frauengruppen.
Der Vorsitzende der Jungen Liberalen, Leif Schubert, und die stellvertretende Juli-Vorsitzende, Anja Wilkat, sprachen sich dafür aus, „den Machos die Grenzen aufzuzeigen und in Wirtschaft und Politik auf gemischte Teams von Männern und Frauen zu setzen“. Es sei durch Untersuchungen belegt, dass die Ergebnisse besser ausfielen. Wilkat und Schubert sagten weiter, dass eine Frauenquote „manchmal angebracht ist“ – die ausgewogene Zusammensetzung des Juli-Landesvorstands (fünf Frauen, sechs Männer) aber zeige, dass es auch ohne Quote geht. Die frauenpolitische Sprecherin der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dr. Birgit Arnold, sagte, die Diskussion über Chancengleichheit müsse von beiden Geschlechtern geführt werden. Ein Schlüssel dazu sei die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf – in Baden-Württemberg gebe es hier noch erheblichen Nachholbedarf, so Arnold. „Meine Vision ist, dass eines Tages die Erziehung der Kinder auf den Schultern von Vätern und Müttern liegt.“ Barbara Simons, Vertreterin der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes, sagte, die Frauen dürften zwar seit 1919 wählen, aber im Jahr 2008 „gibt es immer noch keine wirk-liche Gleichstellung von Männern und Frauen. Und das, was bisher erreicht wurde, ist immer gegen den heftigen Widerstand von Männern erkämpft worden.“ Simons erinnerte daran, dass weltweit „jede Sekunde eine Frau verstümmelt, ermordet, misshandelt oder verschleppt wird – und dies nur, weil sie weiblichen Geschlechts ist.“ Terre des Femmes kämpfe seit 1981 gegen Menschenrechts-Verletzungen an Frauen und Mädchen.Einen Appell, sich mehr für Frauen zu öffnen, richtete Prof. Dr. Birgit Meyer (Hochschule Esslingen) an die politischen Parteien. Da Frauen oft ein anderes Interesse an Politik zeigten als Männer, müssten die Inhalte der Parteiprogramme zielgenauer ausgerichtet werden. Eine Partei, deren Mitglieder vielfach weiblich seien und die auch auf Führungspositionen durch Frauen präsentiert sei, „ist natürlich auch für viele weibliche Wählerinnen attraktiv“, so Mey-er. Es liege allerdings auch an den Frauen selbst, dass sie in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in der Unterzahl sind. Deshalb riet Meyer den Frauen, Rhetorikkurse speziell für weibliche Teilnehmer zu besuchen, selbstbewusster aufzutreten, wenn es um ihre oft sehr guten Qualifikationen gehe, gezielter ihre Karriere zu planen und – ganz wichtig – Netzwerke zu bilden.Edith Köchel, Leiterin des Referats Frauen, Wirtschaft und Technik im Wirtschaftsministeri-um, sagte, dass es sich Unternehmen immer weniger leisten könnten, in Führungspositionen auf Frauen zu verzichten. Beispielsweise würden Autokonzerne immer mehr auf Frauen als eigenständige Zielgruppe setzen. Deshalb seien sie geradezu gezwungen, in Zukunft mehr weibliches Know-how in die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb neuer Autos einzu-bringen. Edith Köchel gab den Juli-Frauen den Tipp, auch einmal eine Tätigkeit auszuüben, die nicht so viel Spaß mache und wenig Erfüllung bringe. „Sie müssen die Spielregeln so lange mitspielen, bis Sie die Position erreicht haben, in der Sie die Spielregeln ändern können.“Hans Ilg, Pressesprecher