Pressemitteilung

08.November 2012

Rülke und Kern: Regionale Kulturentwicklung macht Programmvielfalt transparent

Kulturinfarkt oder Aufbruch? – Neue Wege in der Kulturförderung – Schwerpunkte setzen – „Wir Liberale favorisieren eine Kultur, die nicht nach Wirtschaftlichkeit und Effizienz fragt, sondern die Menschen ergreift und zusammenführt. Auch wollen wir die größtmögliche Freiheit für Kunst und Kultur erreichen, sie sollen nicht unter direkter oder indirekter staatlicher Einflussnahme stehen.“ Mit diesen Worten eröffnete der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion Dr. Hans-Ulrich Rülke vor über 100 Gästen im Landtag das Diskussions-forum „Foyer liberal“. Zum Thema „Kulturinfarkt oder Aufbruch? – Brauchen wir neue Wege in der Kulturförderung?“ sagte der Mitautor des vieldiskutierten Buchs „Der Kulturinfarkt“, Professor Dr. Armin Klein, dass sich seine Kritik keineswegs gegen die Kulturschaffenden insgesamt, sondern vor allem gegen eine phlegmatische Kulturpolitik wendet, die an einem unreflektierten „Weiter so!“ festhält.

Das Dilemma gegenwärtiger Kulturpolitik ist nach den Worten von Klein, dass in den letzten 40 Jahren die etablierte personalintensive Kultur mit ihren festen Häusern wie Theater, Museen, Konzerthallen und Musikschulen immer weiter ausgebaut wurde, was zur immensen Steigerung der Kulturhaushalte von Kommunen und teilweise auch Bundesländern führte. So gebe es heute in Deutschland 7000 Museen. Auch gebe es immer wieder groteske Parallelproduktionen von Opern- und Theaterhäusern, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt seien. In den letzten 25 Jahren seien 35 neue Musikfestivals entstanden. Trotzdem werde immer weiter auf Wachstum des Angebots gesetzt. Armin Kleins Buch „Der Kulturinfarkt“ gipfelt in der provokanten Frage: „Ist das, was gerade jetzt da ist, die unbedingt zu erhaltende Substanz? Was wäre gefährdet, wenn die Hälfte der Theater und Museen verschwände, einige Archive zusammengelegt und Konzertbühnen privatisiert würden?“ Der kulturpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dr. Timm Kern, schlug vor, nach dem Beispiel der regionalen Schulentwicklung eine regionale Kulturentwicklung anzustoßen. Kern: „Was die Bildungsregion Ortenau vorbildlich im Bildungsbereich macht, das brauchen wir im Kulturbereich auch.“ So könne die ganze Breite des Kulturangebots einer Region transparent gemacht werden. Der Überblick über ein Kulturangebot ermögliche sowohl Zu-sammenlegungen als auch eine gezielte Förderung von Schwerpunkten, die unterrepräsentiert seien oder gar fehlten. Kern: „Eine gehaltvolle Kulturdiskussion findet somit über die Frage der Prioritäten- und Schwerpunktsetzungen statt. Durch die Einbindung von öffentlichen und privaten Geldgebern sowie durch mehr Bürgernähe der Entscheidungsprozesse kann eine Belebung des Interesses an Kulturangeboten erfolgen. Eine Verzahnung der regionalen Bildungs- und Kulturangebote kann sich auch für den Auf- und Ausbau kultureller Bildungsarbeit positiv auswirken.“Die frühere kunst- und kulturpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Heiderose Berroth, sagte, gute Kulturpolitik fördere Neues, ohne das Alte und Wichtige zu gefährden. Den Liberalen im Land sei es in der Zeit der schwarz-gelben Regierungskoalition gelungen, die Freien Theater, das Laientheater und das ehrenamtliche Engagement in Kunst und Kultur angemessen zu fördern. Ein Problem der heutigen Zeit sei, dass sich junge Menschen nicht mehr so zahlreich mit der Traditionskultur beschäftigten, sondern mehr in digitalen Kulturen unterwegs seien. Dr. Ulrike Lorenz, Direktorin der Kunsthalle Mannheim, sagte auf die kritische Frage des Diskussionsleiters Carsten Otte (SWR 2) nach dem millionenschweren Neubau der Kunsthalle, dass dieses Projekt nach dem Motto „den Stier bei den Hörner packen“ angegangen werde. Es entstehe mit finanzieller Hilfe eines Mäzens, einer Stiftung und der Stadt Mannheim ein „phantasievolles Haus, mit dem der Prozess des Müde-werdens gestoppt werden könne.“ Ohne privates finanzielles Engagement sei dieses Projekt nicht möglich. Edzard Schoppmann, Gründer und Leiter des deutsch-französischen Theaters „BAAL novo“ und Vorsitzender des Landesverbands Freier Theater, setzt auf die Kühnheit im Kleinen. Sein Theater integriert mitspielende Migranten, die auf der Bühne in verschiedenen Sprachen agieren. Schoppmann kämpft um jeden Besucher und sagte: Wenn zu viel Geld im Spiel sei, bestehe die Gefahr, dass über das Publikum hinweginszeniert werde.

Weitere Pressemitteilungen zum Thema