Pressemitteilung

29.Januar 2008

Arnold: Familienarbeit sollte größeren Stellenwert bekommen

Moderne Frauen- und Familienpolitik im Jahr 2008 ist auch Politik für Männer – Die frauenpolitische Sprecherin der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dr. Birgit Arnold, sagte in einer Landtagsdebatte mit dem Titel „Erwerbsarbeit von Frauen – Chancengleichheit umsetzen“ unter anderem:

„Erwerbsarbeit von Frauen – Chancengleichheit umsetzen, Karrierechancen von Frauen verbessern, Zukunftschancen von Frauen im ländlichen Raum, um diese Fragen geht es heute. Manches Positive, manches Kritische haben wir schon gehört. Als vierte Rednerin zu diesem Problemkreis möchte ich meine Zeit mit Ihrer Erlaubnis nutzen, dass wir uns gemeinsam einige grundlegende Gedanken zum Thema Frauen und Erwerbsleben machen. Frauenpolitik im Jahr 2008 – was bedeutet das eigentlich? Erste Gedankenkette – es ist viel passiert in den letzten 30 Jahren. Als ich geheiratet habe – das war 1975 – konnte ein Mann seiner Frau noch verbieten, berufstätig zu sein. Heute sind knapp 65 % der Frauen in Baden-Württemberg zwischen 15 und 65 Jahren erwerbstätig. Das sind sogar drei Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Seit 1980 ist die Zahl der berufstätigen Frauen um 38 % Prozent gestiegen, bei den Männern war es im selben Zeitraum nur eine Zunahme von 11 %. Noch nie gab es soviel gut ausgebildete Frauen in Baden-Württemberg wie heute. Bei den Frauen meiner Generation, bei den über 50 jährigen, haben 34 % keinen Ausbildungsabschluss. In der Generation der jungen Frauen von heutesind es nur noch 19 %, die keinen Berufsabschluss haben. Die Zahl der Akademike-rinnen und Frauen mit einem Meister- oder Technikerabschluss hat sich seit 1991 mehr als verdoppelt. Bei den Männern haben die Akademiker nur um 43 % und die Meister und Techniker nur um zehn zugenommen.Und was das Abitur anbelangt – 41 % der heute 20 – 30 jährigen Frauen haben das Abitur. Bei den gleichaltrigen Männern sind es 40 %. Wir haben sie also mittlerweile überholt. Und auch beim Realschulabschluss haben die jungen Frauen von heute die Nase vorn, 37 % haben ihn, bei den Männern sind es nur 28 %. Alles in allem – noch nie gab es soviel gut ausgebildete und erwerbstätige Frauen in unserem Land wie heute. Es wurde schon darauf hingewiesen – natürlich gibt es noch Probleme. Aber ich möchte an dieser Stelle ihren Blick auch auf eine andere Frauengeneration lenken, die auch in unserem Land lebt, auf junge Frauen, die ihre Gesundheit, ihre körperliche Unversehrtheit, im schlimmsten Fall ihr Leben riskieren, wenn sie sich dem Wunsch ihrer Familie nach einer bestimmten Heirat entziehen. Das ist die Spannbreite von Frauenpolitik im Jahr 2008 in unserem Land. Wir müssen unser Augenmerk auch auf diese junge Frauengeneration richten. Sie sind unsere Hoffnung – nur gemeinsam mit dieser jungen Generation von Migrantinnen wird es uns gelingen, die Parallelgesellschaft aufzubrechen, die sich in unserem Land längst etabliert hat.Denn diese jungen Frauen haben wenig zu verlieren, aber viel zu gewinnen mit ei-nem selbstbestimmten, persönlich freien und auch im Berufsleben erfolgreichen Leben in unserer Gesellschaft. Frauenpolitik 2008 – das ist auch Integrationspolitik.Zweite Gedankenkette – In Baden-Württemberg sind immer mehr Kinder in psychatrischer oder psychotherapeutischer Behandlung. Im Jahr 2006 wurden dreimal soviele Kinder und Jugendliche stationär in den Fachkliniken im Land behandelt wie 16 Jahre zuvor, nämlich mehr als 4000 Fälle.Auf den ersten Blick ist das nicht viel, aber jeder dieser Fälle ist ein Fall zuviel. Wo liegen die Ursachen? Wir müssen uns fragen – Hat das auch etwas mit der zunehmenden Erwerbstätigkeit der jungen Elterngeneration zu tun? Stellen wir unser Lebensglück, unser persönliches Streben nach Gewinn und Erfolg zu sehr in den Mit-telpunkt unseres Lebens? Vernachlässigen wir damit das Lebensglück unserer Kinder?Ich möchte es auch heute wieder betonen: Das, was ein Kind am meisten braucht, ist die Liebe und Zuwendung seiner Eltern. Nur durch diese Liebe und Zuwendung kann es ein Urvertrauen entwickeln, bekommt es den Mut, auf die wunderbare Entdeckungsreise in die Welt zu gehen, kann es eine stabile Beziehung zu anderen Menschen aufbauen. Die elterliche Betreuung und Erziehung legt die Basis für all das. Deshalb muss auch diese Arbeit, die Arbeit für und in der Familie den gleichen Stellenwert wie die Erwerbsarbeit haben, auch Familienarbeit muss gewürdigt, anerkannt und von der Gesellschaft, von uns allen unterstützt werden, im Interesse unserer Kinder. Und wir müssen jungen Menschen Mut machen, auch diese Art von Lebensglück zu suchen, das Glück, eine Familie und Kinder zu haben. Frauenpolitik 2008 – das ist auch Politik für Kinder und Familien.Dritte und letzte Gedankenkette – junge Frauen von heute wollen eine gute Ausbildung, sie wollen berufstätig sein, sie wollen über ihr Leben frei und unabhängig bestimmen. Recht haben sie. Und unsere Gesellschaft braucht diese jungen Frauen, auch aus volkswirtschaftlicher Sicht, das wurde ja schon angesprochen. Aber Frauen können nach wir vor nicht so intensiv ins Berufsleben einsteigen wie Männer, trotz ihrer guten Ausbildung.Weil die Betreuung und Erziehung der Kinder nach wie vor überwiegend auf ihren Schultern ruht. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt im Wesentlichen ein Frauenproblem – trotz aller Silberstreife am Horizont. Natürlich bin ich sehr froh, dass in Baden-Württemberg im letzten Jahr auch viele Väter das Elterngeld beantragt haben, der Männeranteil von 15 % ist sogar bundesweit Spitze. Aber von den Verhältnissen wie z.B. in Island sind wir noch weit entfernt. Dort nutzen fast 90 % der jungen Väter das Angebot einer bezahlten Elternzeit. Und auch die isländischen Arbeitgeber finden das gut, 74 % von ihnen befürworten den befristeten Ausstieg der Väter aus dem Erwerbsleben zugunsten der Familie.Ich sage es immer wieder, ich träume von einer Gesellschaft, in der die Betreuung und Erziehung der Kinder gleichmäßig verteilt ist, auf den Schultern ruht von Müttern und Vätern, wo es selbstverständlich ist, dass auch junge Männer sich fragen – wann mache ich eigentlich meine Babypause? Sie haben es in der Hand, meine verehrten jungen Damen auf der Besuchertribüne.Sie können ein Stück dazu beitragen, dass sich unsere Gesellschaft hier verändert. Egal, ob Sie Ihren Liebsten heiraten oder nicht,nehmen Sie ihn nur, wenn er Ihnen verspricht, in seiner beruflichen Laufbahn auch eine Auszeit für seine Familie zu nehmen. Wenn wir es schaffen, auch die Väter viel mehr an dem Lebensglück zu beteiligen, an dem Lebensglück, Kinder und eine Familie zu haben, dann wird es eine echte Chancengleichheit geben, für Frauen und Männer, dann wird auch unsere Gesellschaft ein ganzes Stück fröhlicher und glücklicher werden, davon bin ich fest überzeugt. Frauenpolitk im Jahr 2008 – das ist auch Politik für Männer. Frauenpolitik 2008 – es gibt noch viel zu tun.

Weitere Pressemitteilungen zum Thema