Bachmann: Indien – Land der Gegensätze besitzt riesiges Potenzial
Armut neben Reichtum – Hochtechnologie und Entwicklungsland – Kulturelle Vielfalt – In einer Landtagsdebatte über das Thema „Soziale, wirtschaftliche und umweltpolitische Entwicklung Indiens und Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zwischen baden-württembergischen und indischen Unernehmen“ sagte der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dietmar Bachmann:
„Indien ist mit fast 1,2 Milliarden Einwohnern nicht nur die größte demokratisch verfasste Nation, sondern auch die viertgrößte Volkswirtschaft der Erde. Indien war und ist ein Land der Gegensätze. Wer Indien besucht hat, wird die Faszination der Jahrtausende alten über-wältigenden kulturellen Vielfalt nicht vergessen. Wer Indien besucht hat, wird aber auch nie die Armut und das Elend vieler Menschen vergessen. Die Gegensätze sind allgegenwärtig. Auf der Autobahn Dehli – Kalkutta fahren Eselkarren entgegen der Fahrtrichtung. Gleichzeitig ersticken die Städte im Smog einer beispiellosen Motorisierungswelle. Auf den Mittelstreifen der Autobahnen haben Menschen ihre dürftigen Hütten errichtet. Dieselben Straßen führen vorbei an Palästen von sagenhaftem Reichtum. Indien ist Hochtechnologie- und Entwick-lungsland zugleich.Eines steht jedenfalls unbestritten fest: Indien besitzt riesiges Potenzial. Baden-Württemberg ist deshalb gut beraten, unsere Beziehungen zu Indien zu intensivieren und auszubauen. Dies gilt umso mehr, als sich Indien in der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise sehr gut behauptet hat. Der Elefant – so wird Indien im Vergleich zum chinesischen Drachen und zu den asiatischen Tigern häufig genannt – wächst wirtschaftlich vielleicht nicht ganz so rasant wie seine Nachbarn – aber Indien wächst stetig auf hohem Niveau. Die reale Steigerungsrate des Bruttoinlandsprodukts liegt bei jährlich 7,3 % und trotz Krise in diesem Jahr voraussicht-lich noch bei 4,5 %.Heute gehen lediglich 0,8 % des Exports aus Baden-Württemberg nach Indien, wie aus der vorliegenden Großen Anfrage hervorgeht. Und das ist schon das Ergebnis einer beachtli-chen Steigerung in den vergangenen Jahren. Unser Ziel muss es sein, diese Steigerung nachhaltig und rasch auszubauen. Je mehr sich gerade unsere mittelständischen Unterneh-men aus China wegen der Unsicherheiten insbesondere bei der Sicherung geistigen Eigen-tums zurückziehen, je mehr sollten wir unser Augenmerk auch in der Wirtschaftsförderung auf den mit 1,2 Milliarden Menschen zweitgrößten Markt der Welt richten. Deshalb sind die zahlreichen Angebote und Veranstaltungen von Baden-Württemberg International unter Fe-derführung des Wirtschaftsministeriums so wichtig. Gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die das Rückgrat unserer Wirtschaft ausmachen, verdienen unsere Unterstüt-zung. Ich danke dem Wirtschaftsministerium für seine geleistete Arbeit und plädiere dafür, die Anstrengungen noch zu intensivieren. Im Gegensatz zu unserer Bevölkerung ist die indi-sche Gesellschaft sehr jung. Die Menschen wissen den Wert von Bildung zu schätzen und das Bildungssystem ist leistungsfähig. In den nächsten Jahren werden zwischen 75 Millionen und 110 Millionen gut ausgebildete Inder auf den Arbeitsmarkt drängen. Angesichts der de-mographischen Entwicklung in unserem Land bieten Fachkräfte aus Ländern wie Indien die Chance, unsere Zukunft zu sichern. Deshalb haben alle Fraktionen im Nachgang zu der Rei-se des Wissenschaftsausschusses nach Indien in einem gemeinsamen Antrag Erleichterun-gen bei der Einwanderung von Fachkräften gefordert. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und das Wirtschaftsministerium befürworten eine verstärkte Zuwande-rung von Fachkräften. Es wäre schön, wenn das Innenministerium bald seine Blockadehal-tung aufgäbe.Gerade auch der Austausch und die Kooperation der Universitäten und Hochschulen sowie von forschenden und forschungsnahen Institutionen ist ganz wichtig. Hier ist in den vergang-nen Jahren eine Menge gewachsen und geschaffen worden, wie die Antwort auf die Große Anfrage zeigt. Die Reise des Wissenschaftsausschusses und des CDU-Fraktionsvorstandes haben hier wichtige Projekte angeschoben oder wiederbelebt. Die indischen Universitäten und Forschungsinstitute sind wichtige Partner für uns. Gerade der Austausch auf der menschlichen Ebene ist in Indien besonders wichtig, spielen doch Vertrauen und Verläss-lichkeit in den Kontakten eine ganz zentrale Rolle. Deshalb muss es uns nachdenklich stim-men, wenn das Interesse indischer Studierender an einem Studien- oder Forschungsaufent-halt in Deutschland gering ist. Hier bleibt viel zu tun – packen wir es an.“