Pressemitteilung

29.Januar 2008

Bachmann: Wir wollen Kinder, die auf Bäume klettern können!

In den Kindergärten keine Klein-Akademiker mit Computermaus heranziehen – In einer Landtagsdebatte mit dem Titel „ Ausbildung für den Elementarbereich an Hochschulen des Landes“ sagte der hochschulpolitische Sprecher der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dietmar Bachmann, unter anderem:

„Im Kindergarten entscheidet sich Zukunft – und zwar die Zukunft der Kinder. Für sie haben die dort gemachten Erfahrungen ein Leben lang prägende Wirkung. Es entscheidet sich aber auch unser aller Zukunft. Denn diese Kinder sind es, die unser Land prägen werden. Und deshalb haben die Menschen, die in Kindergärten arbeiten, eine ganz besondere Verantwortung, liegt doch unsere Zukunft in ihren Händen. Und deshalb haben wir eine ganz besondere Verantwortung für die Ausbildung der Kindergärtnerinnen und Kindergärtner. Die entscheidende Frage aber ist, mit welchem Ziel bilden wir sie aus.Und das hängt wiederum von der Frage ab, was die Kinder im Kindergarten machen sollen. Wenn ich unsere Debatten zum Thema Ingenieurmangel Revue passieren lasse, brauchen wir im Kindergarten „topp“ ausgebildete Naturwissenschaftler, die die besondere Aufnahmefähigkeit kleiner Kinder nutzen, um ihnen die Grundlagen von Mathematik, Physik und Chemie zu vermitteln. Wenn ich unsere Debatten über Jugendkriminalität Revue passieren lasse, brauchen wir „topp“ ausgebildete Sozial-pädagogen, die Kindern das friedliche soziale Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft beibringen. Und wenn ich die Debatten über Integration Revue passieren lasse, brauchen wir jede Menge Deutschlehrer. Und wenn ich dann schließlich die Debatten über die Gesundheit unserer Jugend und über die zunehmende Vereinsamung in einer multimedialen Welt Revue passieren lasse, brauchen wir Mütter und Väter in den Kindergärten, die die Kinder zum Toben, zum Spielen und zum Tiere streicheln ermuntern.Der ideale Kindergärtner ist also mathematisch-naturwissenschaftlich, sprachlich und sozialpädagogisch perfekt geschult und kann seine Kenntnisse beim gemeinsamen Sandburgenbauen den Kindern vermitteln. Das ist doch in etwa das, was Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, uns sagen wollen. Statt die Eier legende Wollmilchsau zu fordern, genügt uns eine ganz normale Menagerie.• Weil wir den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft für besonders wichtig halten,• weil wir die Ursachen der Jugendkriminalität nicht zuletzt in einem Mangel an Sozialisierung im Kindesalter sehen und • weil wir die dramatische Zunahme von Herz- Kreislauferkrankungen und Übergewicht bekämpfen wollen,wollen wir im Kindergarten nicht lauter kleine Akademiker an der Computermaus sit-zen haben. Wir wollen Kinder -• Kinder, die auf Bäume klettern und auch mal eine Schramme davontragen,• Kinder, die Sandburgen bauen, Sandburgen zerstören, die Folgen der Zerstörung fremder Sandburgen am eigenen Leib spüren und lernen, dass wer mit Förmchen schmeißt, mit Förmchen beschmissen wird. • Kinder, die andere Kulturen als Bereicherung kennen lernen. Und wenn sie dann beim Fußballspielen lernen, dass in einer Gruppe jeder seinen Platz hat – und das in einem von Sozialpädagogen gesteuerten Gesamtprozess – dann ist das auch richtig. Und wenn sie beim Drachensteigen en passant die Gesetze der Schwerkraft lernen, dann soll uns das auch recht sein. Aber im Kern sollen sie toben gegen die Bewegungsarmut, spielend die Welt entdecken und in der Gruppe lernen, sich in ein Gemeinwesen friedlich einzufügen. Deswegen brauchen wir nur einen überschaubaren Anteil an Akademikern unter den Betreuern. Nicht die akade-mische Vorbildung ist uns wichtig, sondern die Fähigkeit, Kinder zu erziehen. Unser Ziel ist ein Akademikeranteil von vielleicht 10 oder 20%. Die Grundlagenforschung gehört an die Universitäten. Die Ausbildung der Sozialpädagogen gehört an die Fachhochschulen. Den Schwerpunkt setzten wir bei den pädagogischen Hochschulen, weil es die pädagogischen Fähigkeiten sind, die an den Kindergärten gebraucht werden, damit man spielend nicht nur unsere Sprache lernt, sondern auch die Faszination der Naturwissenschaften erleben kann. Unser Kernziel bleibt, dass nicht der akademische Überbau, sondern die praktische Seite der Erziehung im Mittelpunkt steht. Nicht umsonst heißen die Einrichtungen „Kindergarten“ und nicht „Kinderuni“.“

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