Pressemitteilung

23.April 2008

Fauser: Aufklärung über Schlankheitswahn verstärken

Mehr Mädchen und junge Frauen von Magersucht betroffen – Hohe Dunkelziffer – Die Zahl der im Krankenhaus behandelten Patientinnen und Patienten mit Ess-Störungen steigt. Dies geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der FDP-Landtagsabgeordneten Beate Fauser hervor (Drucksache 14/2314). Wie das Ministerium für Arbeit und Soziales mitteilte, stieg laut Krankenhausstatistik die Zahl der Fälle von 1146 im Jahr 2000 auf 1503 im Jahr 2006. Dabei handelte es im Jahr 2006 um 1358 weibliche und 145 männliche Patienten. Nach den Worten von Fauser ist es besonders alarmierend, dass von einer hohen Dunkelziffer beim Auftreten von Ess-Störungen auszugehen ist, da viele der Patientinnen und Patienten sich schlank und rank fühlten und somit statistisch nicht erfasst werden.

Da die Hauptrisikogruppe Mädchen und junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren sind, fordert Beate Fauser, dass in den Bildungseinrichtungen des Landes im Zusammenhang mit der Medienerziehung darauf hingewirkt wird, manchen vermeintlichen Vorbildern aus der Welt der Stars und Sternchen mit Skepsis zu begegnen. „Junge Frauen und Mädchen sollten wissen, welches Gesundheit gefährdende Verhalten oft mit dem Schlankheitswahn in der Mode- und Schickeria-Szene verbunden ist“, sagte Beate Fauser. Nach Mitteilung der Landesregierung haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für essgestörte Patientinnen und Patienten in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert, wobei die beiden Krankheitsbilder Anorexie (Magersucht) und Bulimie (Ess-Brech-Sucht) sich deutlich unterscheiden. Bei rund 50 Prozent der Anorektiker lasse sich eine Besserung erreichen. Rund zehn Prozent leiden unter chronischen Ess-Störungen. Die Sterblichkeitsrate liegt nach Angaben des Sozialministeriums bei etwa 15 Prozent und ist damit bei jungen Frauen die häufigste Todesursache. Bei weiteren 25 Prozent der Betroffenen ist von lebenslangen punktuellen Rückfällen oder von Symptomverschiebungen auf andere Krankheitsbilder auszugehen. Bei den Bulimiekranken kann in rund 70 Prozent der Fälle von einem Behandlungserfolg ausgegangen werden. Die Sterblichkeitsrate liege hier bei rund fünf Prozent. Nach den Worten der FDP-Landtagsabgeordneten ist der Schlankheitswahn unter jungen Frauen und Mädchen auch deshalb so Besorgnis erregend, weil die Magersucht gefährliche Auswirkungen auf die verschiedenen menschlichen Organsysteme hat. Diese körperlichen Folgen werden vor allem durch das extreme Untergewicht verursacht. So können Herz, Blutbild, Hormonsystem, Knochen und Zähne nachhaltig geschädigt werden. Bei einem Krankheitsbeginn vor der Pubertät könne es auch zu einem Stopp des Größenwachstums kommen.Nach Angaben des Sozialministeriums hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung umfangreiches Informationsmaterial entwickelt (www.buzga-essstoerungen.de) und auch ein bundesweites Beratungstelefon eingerichtet (0221-80 20 31). Darüber hinaus gibt es ein Kinder- und Jugendtelefon (0800 – 111 03 33) und ein Elterntelefon (0800 – 111 05 50). In Baden-Württemberg wird auch von den Landkreisen durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst in Zusammenarbeit mit den ansässigen Sozialen Diensten Hilfe angeboten. Beispielhaft werden die Landkreise Böblingen, Tübingen, Enz und Ludwigsburg genannt. Auch der Mädchengesundheitsladen in Stuttgart biete kontinuierliche Aufklärungsangebote an.Hans Ilg, Pressesprecher

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