Pressemitteilung

11.Oktober 2013

Kern: Kein Ungleichgewicht bei der Förderung der Gedenkstätten im Land

In einer Landtagsdebatte über die „Gedenkstättenkonzeption für Baden-Württemberg unter Einbeziehung des Lern- und Erinnerungsorts Hotel Silber“ sagte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsdfraktion, Dr. Timm Kern:

„Es gibt Themen, da müssen sich nach meiner festen Überzeugung Demokraten einig sein. Bei diesen Themen müssen Demokraten gemeinsam an einem Strang ziehen. Ja, und bei diesen Themen sollte es auch keine Rolle spielen, ob die politischen Handelnden auf Regierungs- oder Oppositionsbänken sitzen.

Die Bewertung und die Förderung der Arbeit der zahlreichen Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in unserem Land ist nach meiner Ansicht so ein Thema. Es ist unter uns unbestritten, dass die Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen mit ihren Forschungsarbeiten, Dokumentationen, Ausstellungen, Veröffentlichungen und Veranstaltungen einen unver-zichtbaren Anteil zur Darstellung der Orts-, Regional- und Landesgeschichte Baden-Württembergs während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft leisten.

Mit ihrer weitgehend ehrenamtlichen Arbeit erfüllen sie einen grundlegenden und unverzichtbaren Beitrag zum bewussten Umgang mit der Geschichte und zur Demokratieerziehung junger Menschen.

Und dass wir Demokraten hier im Hause fraktionsübergreifend in dieser Legislaturperiode die Bedeutung der Gedenkstättenarbeit schätzen und anerkennen, haben wir ja in mehreren interfraktionellen Arbeitstreffen und gemeinsamen Anträgen auch bewiesen. An diesem gemeinsamen Weg sollten wir festhalten. Es wäre ein wichtiges Zeichen an die Öffentlichkeit.

Ein weiterer Punkt ist mir sehr wichtig: Die Tatsache, dass wir in Baden-Württemberg so viele Gedenkstätten haben, die über das ganze Land verteilt sind, bietet eine besondere Chance und eine besondere Verpflichtung für die Geschichtsarbeit im Land.

Gerade diese Vielfältigkeit muss erhalten bleiben, denn sie bietet die Chance, gerade für junge Menschen, den lokalen und regionalen Bezügen in der eigenen Umgebung nachzu-spüren. Die Schrecken der NS-Barbarei werden auf diese Weise greifbarer, und junge Menschen erfahren, dass sie in einer geschichtlichen Beziehung zu diesen Ereignissen stehen, aus der aus meiner Sicht auch für die junge Generation eine besondere Verantwortung für die Gegenwart erwächst.

Wichtig ist, dass wir im Land den Gedenkstätten die Zusammenarbeit und Vernetzung ermöglichen und diese auch fördern. Zwar können kleinere Gedenkstätten nicht mit technischer Visualisierung in dem Maße arbeiten, wie dies zentrale Gedenkstätten beziehungsweise Museen können. Umso wichtiger ist eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit der kleinen Gedenkstätten im Land.

Meine Damen und Herren, die FDP-Fraktion begrüßt die geplante Einrichtung eines Lern- und Erinnerungsorts im „Hotel Silber“.

Wichtig ist uns dabei, dass es bei einer Realisierung dieses wichtigen Projektes nicht gleichzeitig zu einer Benachteiligung der bisherigen Gedenkstättenlandschaft in Baden-Württemberg kommt, die wie gesagt bereits heute vielfach nur durch große Anstrengungen von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Kommunen erhalten werden kann.

Wir Liberale legen großen Wert darauf, dass es nicht zu einem Ungleichgewicht bei der   finanziellen Förderung zwischen den bisher bereits bestehenden Gedenkstätten auf der einen Seite und dem Lern- und Erinnerungsort „Hotel Silber“ auf der anderen Seite kommen darf. Gemeinsam mit den anderen Fraktionen wollen wir Liberale uns dafür einsetzen, dass bei der Förderung der Gedenkstättenkultur in unserem Land den Interessen der dezentralen Gedenkstätten in ausreichendem Maße Rechnung getragen wird.

In diesem Zusammenhang begrüßt die FDP ausdrücklich das von der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen im Dezember 2012 vorgelegte Konzept zur Neuausrichtung der Gedenkstättenlandschaft und der Landesgedenkstättenförderung 2013 bis 2015.

‚Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung‘ – dieser Satz von Baal Schem Tow, dem Begründer der chassidischen Bewegung innerhalb des religiösen Judentums, gilt nach meiner tiefsten Überzeugung nicht nur für das jüdische Volk.“

 

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