Bachmann: Interesse der jungen Menschen für Ingenieurberufe wecken
Liberale sehen großen Handlungsbedarf: Bewerbermangel beseitigen – Der hochschulpolitische Sprecher der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dietmar Bachmann, sagte in einer Landtagsdebatte mit dem Titel „Die Weiterbildung an den Hochschulen und Berufsakademien als ein Instrument gegen den Ingenieurmangel“ unter anderem:
„Wie oft haben wir hier im Plenum und im Ausschuss darüber diskutiert, ob wir als Regie-rungskoalition die Ausbildung an unseren Hochschulen zu Recht stärker auf den ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereich fokussiert haben. Auf eine offene Stelle für Geisteswis-senschaftler kommen deutschlandweit 13,9 Bewerber. Auf eine offene Stelle für Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure kommen deutschlandweit 0,9 – also weniger als ein einziger Bewerber. Die Lage ist also dramatisch und wird sich nach den Einschätzungen aller einschlägigen Institute in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Wir sind alle einig mit Ihnen, dass hier größter Handlungsbedarf besteht. Ohne Zweifel sind Weiterbildung und Umschulung gerade im technischen Bereich unverzichtbar. Die techni-schen Innovationen folgen in immer kürzeren Abständen aufeinander. Wer hier mithalten will, muss den neuesten Stand der Technik kennen. Der VDI fordert deshalb, dass 5% der Arbeitszeit von Ingenieuren für die Weiterbildung aufgewendet werden. Derzeit sind es nur 2,1 %. Es ist dies eine große Aufgabe, die Wirtschaft und öffentliche Hand nur gemeinsam schultern können. Ein Problem aber bleibt: So richtig und so wichtig Weiterbildung ist, so wenig hilft sie gegen den Ingenieurmangel. Wir haben bundesweit und in Baden-Württemberg nämlich nicht nur einen Ingenieurmangel, sondern einen Fachkräftemangel über alle Qualifikationsstufen hinweg. In Baden-Württemberg kommen auf eine offene Stelle 0,32 arbeitslose Maschinenbauingenieure. Selbst wenn alle arbeitslosen Maschinenbauingenieure vermittelt werden könnten, könnten wir nur jede 3. Stelle besetzen. In Baden-Württemberg kommen aber eben auch auf eine offene Stelle für Maschinenbautechniker 0,37 arbeitslose Maschinenbautechniker. Auch hier können wir bei optimaler Vermittlung nur etwa jede 3. Stelle besetzen. Der Mangel ist also bei den Maschinenbauingenieuren fast gleich groß wie bei den Maschinenbautechnikern. Wenn wir jetzt Maschinenbautechniker über Weiterbildungsangebote an den Hochschulen zu Maschinenbauingenieuren machen, haben wir zwar mehr Häuptlinge, aber weniger Indianer. Der Stamm wird dadurch nicht größer. Die Lage ist wie in einem Fluss bei Hochwasser. Wenn Sie flussabwärts den Damm abtragen, um ihn flussaufwärts zu erhöhen, haben Sie ganz sicher ein Loch. Es nützt also nichts, vorhandene Ressourcen umzuschaufeln. Was wir brauchen sind zusätzliche Sandsäcke. Und zwar dringend. Deshalb setzen wir von der Koalition in den Landesfarben schwarz/gelb seit Jahren konse-quent auf die Schaffung zusätzlicher Studienplätze im natur- und ingenieurwissenschaftlichen Bereich. Leider werden diese Studienplätze insgesamt zu wenig nachgefragt. Von 1995 bis 2007 sank die Zahl der Absolventen ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge von rund 50.000 deutschlandweit auf nur noch 40.000 jährlich. In Deutschland kommen auf 1.000 Be-schäftigte nur ca. 1,9 Jungakademiker mit ingenieur- oder naturwissenschaftlichem Hintergrund – in Finnland sind es 4,9. Wenn Sie uns also das Beispiel Finnland in der Bildungspolitik so gern vorhalten, dann tun Sie es doch bitte hier und nicht in der Schulpolitik. Wir sollten hier über alle Fraktionen hinweg den Schulterschluss üben und gemeinsam das Interesse der jungen Menschen für den Ingenieurberuf und für die technischen Berufe wecken. Wir von der Koalition in den Landesfarben schwarz/gelb tun unser Möglichstes.“