Pressemitteilung

28.November 2022 - Schule

Kern: Ich bin skeptisch, ob sich der Ministerpräsident seine bildungspolitischen Fehler eingestehen wird

Ministerpräsident erklärt schlechte Bildungsqualität zum Chefthema – einerseits begrüßenswert, anderseits Eingeständnis, dass Kultusministerin mit bildungspolitischen Problemen überfordert ist.


Heute Abend wird ein Kabinettsabend zum Thema Bildungspolitik stattfinden. Ministerpräsident Kretschmann hatte einen solchen in der Regierungspressekonferenz vom 18.10.2022 angekündigt. An dieser sollen Expertinnen und Experten teilnehmen. Auslöser war das immer schlechtere Abschneiden Baden-Württembergs in Bildungsrankings – zuletzt des IQB-Bildungstrends 2021, das die Leistungen von Viertklässlerinnen und Viertklässlern zum Gegenstand hatte und Baden-Württemberg im Bundesländervergleich weit unterdurchschnittliche Leistungen attestierte. Der bildungspolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion, Dr. Timm Kern, nimmt zum geplanten Gespräch folgendermaßen Stellung:

 

„Seit Jahren warnen wir Freie Demokraten vor dem zunehmenden Zerfall des Bildungssystems in unserem Land. 2011 erbte Winfried Kretschmann ein Schulsystem, das unbestrittenermaßen Spitzenplätze im Bundesvergleich einnahm. Heute kämpft Grün-Schwarz mit bildungspolitischen Abstiegsplätzen. Dass der Ministerpräsident das Thema der miserablen Bildungsqualität in unserem Land nun zum Chefthema erklärt, ist einerseits zu begrüßen, anderseits bedeutet dieser Schritt das Eingeständnis, dass seine Kultusministerin offensichtlich mit den großen bildungspolitischen Problemen überfordert ist.

 

Allerdings bin ich skeptisch, ob sich der Ministerpräsident seine schweren bildungspolitischen Fehler der Vergangenheit eingestehen wird. Vielmehr scheint er nämlich damit beschäftigt zu sein, die Schuld der schlechten Werte in Bildungsrankings der Unterrichtsqualität zuzuschieben – und damit die Lehrkräfte für das immer schlechtere Abschneiden baden-württembergischer Schülerinnen und Schüler verantwortlich zu machen, wie jüngst im Zuge der Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021. Richtig wäre es, heute Abend die Karten offen auf den Tisch zu legen und eine grundsätzliche Trendwende in der seit 2011 völlig verfehlten Bildungspolitik im Land anzukündigen. Eine entscheidende Weichenstellung wäre beispielsweise, die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung wiedereinzuführen, um die politisch verursachte starke Heterogenität in den einzelnen Schulklassen zu senken. Aber auch eine Überprüfung des eigentlich für die Bildungsqualität zuständigen, jedoch seit seiner Gründung selbst mit Qualitätsproblemen kämpfenden Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung ist unausweichlich. Insbesondere muss Grün-Schwarz die Studienplätze an den Pädagogischen Hochschulen erhöhen, den dortigen Numerus Clausus abschaffen sowie ein nachhaltiges Personalentwicklungskonzept einführen – denn ohne Lehrkräfte kann es keine hohe Bildungsqualität in unserem Land geben.“